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Der Hirn-Code soll in Davos geknackt werden

Die Stiftung Mindfire macht die Greater Zurich Area zum Zentrum der Erforschung künstlicher Intelligenz. Dafür kommen die klügsten Köpfe der Welt nach Davos für insgesamt zehn Missionen – die erste fand Mitte Mai statt. Gründer und Stiftungsratspräsident Pascal Kaufmann ist überzeugt: Der Hirn-Code kann geknackt werden.

Interview: Yvonne von Hunnius

Wie will Mindfire den Hirn-Code entschlüsseln, woran schon so viele gescheitert sind? Pascal Kaufmann: Bis dato arbeiten weltweit viele isolierte Labore in Firmen und an Universitäten basierend auf der Annahme, dass das Hirn wie ein superschneller Computer arbeitet. Wie es allerdings scheint, spricht vieles gegen diesen Ansatz. Wir glauben, dass ein neuer Ansatz verfolgt werden muss, die Hirn-Computer- Analogie hat uns über Jahrzehnte eher zurückgeworfen, als dass wir qualitative Fortschritte hätten verzeichnen können. Wir glauben an die Macht von vernetzten Talenten, welche wir aus der ganzen Welt zu Treffen – sogenannten Missionen – nach Davos holen. Dort wollen wir gemeinsam neuartige Fragen stellen, diese beantworten und vor Ort Prototypen bauen. Die Lösung zu menschenartiger künstlicher Intelligenz könnte einfacher sein als viele vermuten.

… und warum soll die Grossregion Zürich für Mindfire der beste Ort sein? Die Schweiz und spezifisch der Raum Zürich haben einen exzellenten Ruf in diesem Bereich. Es gibt gute Gründe dafür, dass Akteure wie Google oder Facebook hier tätig sind. Betrachten wir die Forschungspublikationen, die zu einem grossen Teil von den beiden ETHs und der Uni Zürich stammen. Obwohl die Forscher in der Schweiz nicht so viele Arbeiten wie Forscher in den USA oder China veröffentlichen, werden Schweizer weltweit am zweithäufigsten zitiert – hier gibt es also eine sehr hohe Konzentration von wichtigen Arbeiten. Diese Tatsache und das internationale Renommee von Davos sollen dazu führen, die Schweiz als Epizentrum im Bereich künstliche Intelligenz weiter zu etablieren und Talente aus aller Welt anzuziehen.

Weshalb setzen Sie dabei auf einen Token? Bei Mindfire werden alle Ideen systematisch auf der Blockchain, auf einem sogenannten Mindfire-Token, gespeichert. Wenn in Davos hunderte Talente zusammenkommen und jemand eine bahnbrechende Idee hat, wird das festgehalten. So ist sicher: Die Talente bekommen die Anerkennung und niemand sonst kann diese für sich verbuchen. Das soll auch die Besten motivieren, mitzumachen.

Haben sich auf Ihren Aufruf denn tatsächlich die Besten gemeldet? Uns haben mehrere hundert hochrelevante Bewerbungen aus allen Kontinenten erreicht. Die Diversität ist dabei sehr gross, was ein entscheidender Erfolgsfaktor ist: Die Bandbreite reicht vom 15-jährigen Gymnasiasten über den Doktor der Philosophie oder Neurowissenschaft bis zum 70-jährigen Pensionär. Wir bauen einen Talentpool auf, welcher sämtliche Mindfire-Missionen speisen soll. In einem eigenen digitalen Netzwerk können sich alle Talente im Bereich Artificial Intelligence, AI, permanent austauschen.

Ist bei zehn Missionen schon am Anfang mit konkreten Ergebnissen zu rechnen? Als Trägersystem für künstliche Intelligenz wollen wir einen autonomen, künstlichen Organismus schaffen. Er soll sich selbst erhalten können mittels Solarenergie und so einen Beitrag zur Wirtschaft leisten. Beispielsweise wird seit einigen Monaten an Drohnen gearbeitet, erste Prototypen stehen schon bereit. Wir hoffen sehr, dass das dazugehörige System rasch realisiert wird.

Die Teilnehmer zahlen nichts – wer kommt für alles auf? Mindfire stützt auf eine sehr breite Basis ab, über einzelne Gemeinden, Städte, Kantone, Firmen, Organisationen bis hin zu Individualpersonen. Das Thema ist hochrelevant und betrifft uns alle. Neben Unternehmen wie der Bank UBS, dem Motorenhersteller Maxon oder der Krankenkasse Helsana haben sich auch Behörden und Verbände engagiert. Die Standortmarketingorganisation Greater Zurich Area, der Wirtschaftsverband Economiesuisse, auch zwei der drei Urkantone sind dabei. Natürlich ist jeder willkommen, einen Beitrag zum globalen Rennen um AI zu leisten. Es ist wichtig, dass die Schweiz eine Führungsrolle einnimmt. Unsere Welt wird anders aussehen und das Menschenbild sich verändern. Die beste Strategie, nicht von den Ereignissen überrollt zu werden, ist, diese mitzugestalten. Dafür müssen wir ganz vorn dabei sein. Das Wettrennen um menschartige künstliche Intelligenz ist noch gar nicht richtig gestartet, die Gunst der Stunde gilt es zu nutzen.

Pascal Kaufmann
Pascal Kaufmann ist Gründer und Stiftungsratspräsident der Stiftung Mindfire (www.mindfire.global). Er hat an der ETH Zürich und an der Northwestern University, IL, USA, Biologie studiert und sich auf Hirnforschung spezialisiert. 2010 hat er Starmind mitgegründet, ein AI-Unternehmen, das selbstlernende Know-how-Netzwerke für Firmen anbietet. Zudem war er über mehrere Jahre am Bau von humanoiden Robotern und neuronalen Netzwerken am Labor für künstliche Intelligenz an der Universität Zürich beteiligt.

Welche digitale Innovation wird die Zukunft positiv verändern?
Pascal Kaufmann: «Ich freue mich auf kleine tragbare Linsen, die wie Bildschirme direkt die Realität anreichern und mir relevante Informationen anzeigen. Gepaart mit Sensoren in der Blutbahn und im Nervengewebe, wird sich die Kommunikation zwischen Menschen verbessern sowie die Qualität derselben.»

Weitere Infos unter mindfire.global

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