Immer häufiger frequentieren Begriffe wie «digitale Welt», «digitale Zukunft» oder «digitales Zeitalter» den Sprachgebrauch. Begriffe, die von fundamentalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungsprozessen technologischen Ursprungs zeugen. Das Problem dieser Begriffe ist, dass sie irreführend sind und die Gesellschaft nicht weiterbringen.
Von Setareh Gharibi
Zur Digitalen Welt und Sozialen Medien
Während der Begriff der «Welt» alle Einzelerscheinungen als Totalität beschreibt, bezieht sich der Begriff der «digitalen Welt» nur auf all jene Einzelerscheinungen, die in Zusammenhang mit digitalen Sachverhalten stehen. Die Reden von der digitalen Welt bereichert die Welt nicht nur um eine digitale Qualität, sondern reduzieren sie auch auf diese. Die «digitale Welt» ist ein exklusiver Ort und das klingt besser, als es ist. In der digitalen Welt werden Zugriffe selektiv gesperrt oder zugänglich gemacht. Soziale Medien wie Facebook und LinkedIn basieren mehrheitlich auf geschlossenen Profilen und Gruppen, sowie Mechanismen des Hinzufügens und Blockierens, Einladens und Abonnierens. Soziale Medien sind exklusive digitale Territorien mit politischem Charakter. Um den grösstmöglichen Nutzen für die gesamte Gesellschaft aus der digitalen Transformation zu ziehen, muss die Gesellschaft aktiv zur Partizipation eingeladen werden und die digitale Transformation inklusiv gestaltet werden.
Zur Lage der Nation und Digital Natives
Der Begriff der «digitalen Kompetenzen» hat sich fest neben den bereits gängigen fachlich-methodischen, sozial-kommunikativen und personalen Kompetenzen als eigene Kategorie installiert. Das Qualifikationsniveau der Bevölkerung wird nun massgeblich von den digitalen Kompetenzen mitbestimmt. 2017 kommuniziert das Bundesamt für Statistik, dass 76% der Schweizer Wohnbevölkerung über digitale Grundkompetenzen verfügt und damit knapp 20 Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt liegt.1 Bei den erweiterten digitalen Kompetenzen bezüglich Problemlösung und Software-Kenntnisse belegt die Schweiz im europäischen Vergleich sogar den dritten Rang.
Eine Ausnahme bildet die Altersklasse der 16- bis 24-jährigen Schweizerinnen und Schweizer, die oft unhinterfragt als «Digital Natives» bezeichnet werden. In der Schweiz liegen Angehörige der Alterskategorie der Digital Natives im europäischen Vergleich mit 67% weit hinten auf dem 10. Rang, wenn es um erweiterte digitale Kompetenzen wie Problemlösung und Softwarekenntnisse geht. Bei einer technischen Frage zur Verwendung von Cookies zur Beobachtung des Internetverhaltens liegt das Wissen der Schweizer Gesamtbevölkerung 1 Prozentpunkt unter dem europäischen Durchschnitt.
In der Alterskategorie der Digital Natives fällt die Schweiz bei dieser Frage sogar mit 10 Prozentpunkten hinter den Europäischen Durchschnitt. Es ist nicht davon auszugehen, dass Angehörige der Alterskategorie der Digital Natives zwangsläufig auch über das nötige Wissen zum Schutz ihrer Privatsphäre im Netz verfügen, nur weil sie digitalen Inhalten und Anwendungen vermehrt exponiert waren. Die junge Generation muss aktiv im kritischen Denken gefördert werden, um sich an der Entwicklung nachhaltiger Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen der digitalen Transformation beteiligen zu können und um die Verantwortung und Erwartungen erfüllen zu können, die im Berufsleben auf Digital Natives zukommen werden.
HackZurich
Europas grösster Innovationswettbewerb für Young Tech Talents
Vom 27. bis 29. September lädt HackZurich die 550 talentiertesten jungen Programmiererinnen und Programmierer – selektiert aus über 5’000 internationalen Bewerbungen aus 55 Ländern – in den Zürcher Technopark, um innert 40 Stunden innovative Prototypen zu entwickeln. Zur Auswahl stehen auch dieses Jahr wieder 16 spannende (impact) Cases und ein Universum an Möglichkeiten, um eigene Ideen zu entwickeln. Anmeldungen für HackZurich 2019 starten am 21. Juni für ca.
2 Wochen auf www.hackzurich.com.
Weitere Infos unter
HACKZURICH.COM
Nicht Digitale Ethik, sondern Innovationsethik
Es braucht mehr als «digitale Kompetenzen» zur Lösung der Probleme und Herausforderungen, die mit der digitalen Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft einhergehen. Immer wieder werden diskriminierende Algorithmen an den Pranger gestellt. Vorwürfe zu fehlenden Massnahmen zum Schutz vor sexueller Belästigung in Virtual-Reality-Umgebungen werden lauter. Kritische Fragen zu ethischen Aspekten neuer Technologien werden aufgeworfen und Verantwortliche gesucht. Alleine fehlt es den Berufsmenschen aus Informatik, Design und Ingenieurwesen am erforderlichen juristischen, psychologischen, ethischen Fachwissen oder an methodischen Kenntnissen zur mittel- bis langfristigen Abschätzung und Ausgestaltung sozialer und ethischer Aspekte, die mit Innovationen, Investitionen, Technologien und Dienstleistungen einhergehen, die auf den Markt kommen. Nebst Fachleuten mit sogenannten digitalen Kompetenzen braucht es auch Expertinnen und Experten aus anderen Fachbereichen, Aktivistinnen und Aktivisten, Künstlerinnen und Künstler, sowie eine interessierte, aufgeschlossene und kritische Community, die zusammenkommt, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu bereichern. Verantwortliches Handeln in der digitalen Transformation heisst auch, komplementäre Expertisen gezielt ein- und zufliessen zu lassen.
Digital Festival – 19 Treffpunkt des Innovationsökosystems
Vom 26.–29. September bringt das Digital Festival im Zürcher Schiffbau die unterschiedlichsten Talente vom CEO bis zum jungen Programmierer zusammen, um gemeinsam zu erreichen, was alleine schlecht geht: inspirieren, motivieren, kooperieren. Der grösste Schweizer Digital-Szene-Treff für Visionäre, Macher und Herausforderer dient mit verschiedensten Formaten als Katalysator zur Steigerung der Innovationsfähigkeit. Am Digital Festival vereint sich die geballte Ladung interdisziplinärer Talente für gemeinsame Erfahrungen und Projekte in ungezwungener Atmosphäre abseits vom Alltagsstress und schweisst das Technologie- und Innovationsökosystem aus Start-ups, Unternehmen, Wissenschaft und Politik zusammen, um miteinander sozialverträgliche und innovative Lösungen zu entwickeln. Das Programm für 2019 wird laufend auf www.digitalfestival.ch und auf den Social-Media-Kanälen kommuniziert.