Die Schweizerische Umweltstiftung lanciert den Umweltpreis der Wirtschaft. Sie will damit zu einem neuen Verhältnis zwischen Wirtschaft und Umwelt beitragen. Der erste Preis geht an ecoRobotix. Künftig soll er in Partnerschaft mit dem Swiss Economic Forum verliehen werden.
Von Steffen Klatt
Die Schweizerische Umweltstiftung lanciert den Umweltpreis der Wirtschaft. Sie will damit zu einem neuen Verhältnis zwischen Wirtschaft und Umwelt beitragen. Der erste Preis geht an ecoRobotix. Künftig soll er in Partnerschaft mit dem Swiss Economic Forum verliehen werden. Der Bauernsohn Steve Tanner musste einst zusehen, wie seine Mitschüler nachmittags frei hatten, während er auf den Feldern seines Vaters aushalf. So studierte er Robotik und gründete später zusammen mit Aurélien Demaurex – Hintergrund Banker – ecoRobotix. Das Jungunternehmen aus Yverdon entwickelt einen Roboter, der auf dem Feld selbständig Unkraut entdeckt und mit Unkrautvernichtungsmitteln behandelt. Der doppelte Vorteil: Es braucht weniger davon, und es berührt nicht die Kulturpflanzen – und kommt daher nicht in die Nahrungs- oder Futtermittel. Auch seinen Energiebedarf deckt der Roboter nachhaltig: Er wird mit Solarstrom betrieben.
Technik im Dienst der Umwelt
Aurélien Demaurex konnte Mitte Oktober auf der MS Diamant auf dem Vierwaldstättersee für ecoRobotix den erstmals vergebenen Umweltpreis der Wirtschaft in Empfang nehmen. Der zunächst mit 20 000 Franken dotierte Preis wird von der Schweizerischen Umweltstiftung vergeben. «Dieser Preis zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind», wird Demaurex in einer Mitteilung der Umweltstiftung zitiert. «Er beflügelt uns, die Technik für die Umwelt einzusetzen.» Die Vision der beiden Gründer: Bereits in zehn Jahren arbeiten Roboter auf allen Feldern, während die Bauern sich damit beschäftigen, sie richtig einzusetzen.
In das Finale des Preises hatten es auch Bühler Insect Technology Solutions und Carbon Delta geschafft. Die Tochter des Uzwiler Mühlenbauers Bühler baut Anlagen für die industrielle Aufzucht und Verarbeitung von Insekten für die Tiernahrung. Das Zürcher Fintech-Unternehmen hilft mit seiner Software institutionellen Anlegern, den CO2-Fussabdruck und das Klimarisiko ihrer Anlagen zu bewerten.
Nachhaltigkeit braucht Unternehmertum
Der Umweltpreis wird von der Schweizerischen Umweltstiftung mit Sitz in Luzern lanciert. «Es braucht ein neues Verhältnis von Wirtschaft und Umwelt», sagte deren Direktor Cédric Habermacher anlässlich der Verleihung. «Die wirtschaftliche Entwicklung und der Wohlstand hängt fundamental vom Zustand der Wirtschaft ab.» Daher brauche es ein Umdenken. Die Wirtschaft müsse Teil der Lösung sein und nicht Teil des Problems. «Dazu braucht es Unternehmertum», so Habermacher. Und um dieses Unternehmertum zu inspirieren, sei der Umweltpreis lanciert worden.
Doch damit der Preis etwas bewirkt, brauche es auch Kooperation, so Jost Schumacher, Präsident der Umweltstiftung. Deshalb arbeite die Stiftung künftig mit Go for impact zusammen. «Das ist für uns ein wichtiger Partner, weil er sehr stark vernetzt ist», so Schumacher. Dem im Februar gegründeten Verein gehören das Bundesamt für Umwelt, economiesuisse, öbu, PUSCH, scienceindustries, Swissmem, Swiss Textiles und der WWF an. Wie Kurt Lanz, Präsident des Vereins und Geschäftsleitungsmitglied von economiesuisse, erläuterte, werden die Kandidaten für den Umweltpreis künftig jeweils durch die Partner des Vereins nominiert. Die Endauswahl werde dann durch eine Jury vorgenommen. Der Preis wird künftig mit 30.000 Franken dotiert sein.
Neue Plattform für die Kreislaufwirtschaft
Der Umweltpreis der Wirtschaft soll künftig in Partnerschaft mit dem Swiss Economic Forum vergeben werden. Die Tochtergesellschaft der NZZ Mediengruppe lanciert dafür eine neue Plattform, das Circular Economy Forum. Neben der Hauptveranstaltung, an welcher der Preis verliehen wird, sollen kleinere Veranstaltungen das Thema Kreislaufwirtschaft auch in die Regionen tragen, erläuterte Dominik Isler, CEO des Swiss Economic Forum. «Wir engagieren uns, weil die Zukunft der Wirtschaft nachhaltig sein wird», so Isler. Es müsse gelingen, langfristige Ziele zu erreichen, statt kurzfristig Gewinne zu maximieren. «Wir wollen die Initiativen in der Schweiz bündeln und unter den Schweizer KMU die Begeisterung für die Kreislaufwirtschaft wecken», so Isler.
Ebenso wichtig wie Digitalisierung
Bei Christian Hunziker muss diese Begeisterung nicht erst geweckt werden. «Nachhaltigkeit ist eine cash cow», sagte der Chef der Winterthurer Hunziker Partner AG und Präsident von Öbu, des Verbands für nachhaltiges Wirtschaften an einer Podiumsdiskussion anlässlich der Verleihung des Umweltpreises. Er vergleicht die Nachhaltigkeit mit der Digitalisierung – kein Unternehmen komme um sie herum. «Ein Unternehmen, das sich nicht mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt, gibt es in zehn Jahren nicht mehr», so Hunziker. Allerdings hätten noch nicht alle Unternehmen den Handlungsbedarf erkannt, setzte Remo Lütolf hinzu, einst Chef von ABB Schweiz und nun Verwaltungsratspräsident des bundeseigenen Rüstungskonzerns Ruag. Die Denkweisen seien oft noch sehr kurzfristig. Immerhin beginne nun das Bewusstsein zu erwachen, «dass Nachhaltigkeit uns alle angeht», so Lütolf. «Die Firmen beginnen, die Risiken zu sehen.»