Zürich I Selbstverdauungsprozesse bei Immunzellen können Autoimmunerkrankungen auslösen. Dies haben Wissenschaftler der Universität Zürich (UZH) festgestellt. Ihre Forschungen könnten der Entwicklung neuer Therapien gegen Multiple Sklerose dienen.
Bei der Selbstverdauung, auch Autophagie genannt, bauen Zellen ihre eigenen Bestandteile ab, um in Hungersituationen Energiereserven zu mobilisieren. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter Leitung von Jan Lünemann vom Institut für Experimentelle Immunologie der UZH hat die Rolle der Autophagie bei der Entstehung von Autoimmunkrankheiten untersucht.
Dabei konnten die Forscher im Mausversuch nachweisen, dass bestimmte Proteine an der Auslösung von Multipler Sklerose beteiligt sind. So spielt das Autophagie-Protein ATG5 eine entscheidende Rolle bei Entzündungsprozessen im zentralen Nervensystem. Es bietet Teile der verdauten Zellen pathologischen Immunzellen an, die daraufhin den Krankheitsverlauf befördern. «Diese Reaktivierung ist vermutlich entscheidend an der Entstehung von Autoimmunität im zentralen Nervensystem beteiligt», wird Christian Keller, Erstautor der Studie, in einer Mitteilung zitiert. Wurde das Autophagie-Protein deaktiviert, fanden sich in den Versuchstieren deutlich weniger kranke Immunzellen im zentralen Nervensystem und die Mäuse entwickelten keine Entzündungen in Gehirn und Rückenmark. Anhand von Gewebeproben von Multiple-Sklerose-Patienten wollen die Forscher nun die Selbstverdauungsprozesse bestimmter Immunzellen genauer untersuchen. «Längerfristig wollen wir abklären, ob sich diese neuen Erkenntnisse zur Immunpathologie nutzen lassen, um neue Therapien gegen die Multiple Sklerose zu entwickeln», wird Jan Lünemann zitiert. (hs)