Forschern der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ist es gelungen, Bakteriophagen zu programmieren. Solche Viren können nebst ihrem üblichen Wirt auch andere Bakterienarten erkennen und gezielt abtöten. Anders als Antibiotika richten sie dabei keine Kollateralschäden an.
Eine Machbarkeitsstudie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) zeigt Wege auf, wie Antibiotika eines Tages durch wesentlich spezifischer wirksame Bakteriophagen ersetzt werden können. ETH-Wissenschaftlern ist es gelungen, bestimmte Bakteriophagen (kurz: Phagen) genetisch so umzuprogrammieren, dass deren Nachkommen auch andere Wirte als ihre üblichen erkennen und gezielt attackieren können. Anders als Antibiotika richten sie dabei keine Kollateralschäden in der übrigen Bakterienflora an. Dieser erste Machbarkeitsnachweis bezieht sich auf das Bakterienmodell Listeria. Listerien kommen in Lebensmitteln vor und können bei immunschwachen Menschen schwere Infektionen hervorrufen.
Die Forscher planen nun, künstliche Phagen gegen antibiotikaresistente Krankheitserreger zu erzeugen. Jedoch müssen die Methoden zur Herstellung solcher Phagen im Labor erst noch entwickelt werden. «Jeder Phage und jeder Wirtsorganismus bergen besondere Herausforderungen», betont ETH-Professor Martin Loessner, Studien-Co-Autor und Leiter des Labors für Lebensmittelmikrobiologie am ETH-Institute of Food, Nutrition and Health (IFNH). Er denke aber, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis auch eine Werkbank für solche Erreger entwickelt wird.
Die künstlichen Phagen in Reinkultur zu züchten, sei weder teuer noch aufwändig.«Wir können sie für fast jeden Einsatzzweck entsprechend programmieren», so Samuel Kilcher, unter dessen Leitung diese Studie am IFNH durchgeführt wurde. Deshalb ruhen auf Phagentherapien viele Hoffnungen. Noch aber fehlen breit angelegte Studien, die für die Zulassung von Phagentherapien notwendig sind. mm