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StartNewsBusiness Angels: Die Schweiz wird zum Start-up-Hub

Business Angels: Die Schweiz wird zum Start-up-Hub

Da kommt eine neue Generation an Business Angels, sagt Nicolas Bürer. Er ist 40 Jahre jung und im Juli zum Schweizer Business Angel des Jahres 2018 gekürt worden. Bürer beobachtet generell, dass im Start-up-Land Schweiz die Zeichen auf nachhaltiges Wachstum stehen.

Interview: Yvonne von Hunnius

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Schweizer Business Angel des Jahres!


Nicolas Bürer: Vielen Dank! Es freut mich umso mehr, als ich eigentlich kein klassischer Business Angel bin. Ich engagiere mich sehr für Start-ups zum Beispiel in meiner Funktion als Managing Director bei der branchenübergreifenden Initiative digitalswitzerland, habe aber bisher auch in sechs Start-ups investiert – drei davon sind tot und drei laufen noch.

Dafür ist das Umzugs-Start-up MOVU, das Sie mitgegründet haben und dessen Verwaltungsratspräsident Sie sind, extrem erfolgreich …


Das stimmt: MOVU wurde 2017 von der Baloise-Gruppe übernommen. Und auch Yamo, ein Hersteller von nachhaltigem Babybrei aus Zug, ist sehr gut unterwegs. Dennoch bin ich erst 40, und normalerweise sind Business Angels um einiges älter und erfahrener.

Kommen ausreichend junge Business Angels in der Schweiz nach?


Ja – da kommt eine neue Welle. Ich kenne mindestens ein Dutzend jüngerer Business Angels. Es ist gut, dass eine neue Generation nachwächst, denn generell ist die Start-up-Szene in der Schweiz stark im Wachstum.

Noch vor fünf Jahren wurden nur 300 Millionen Franken in hiesige Start-ups investiert, heute sind es knapp eine Milliarde Franken.

Warum investieren Sie in Start-ups?


Erstens, weil es mit Menschen zu tun hat. Zweitens, weil es eine ganz besondere Faszination hat, etwas von null an mit aufzuziehen – immer mit der Hoffnung verknüpft, es könnte wirklich etwas ändern in unserer Gesellschaft. Und natürlich wünscht man sich durch das hohe Risiko auch eine hohe Rendite.

Woher kommt es, dass man in der Schweiz in den letzten Jahren immer mehr Lust auf Start-ups bekommen hat? Für das erste Halbjahr 2018 wurde sogar ein neues Allzeithoch von 22 247 Firmen-Neueintragungen ins Handelsregister vermeldet.


Die Schweiz ist aufgewacht und bietet nicht nur bessere politische Rahmenbedingungen, sondern auch bessere Infrastrukturen. Plattformen und andere Organisationen bieten Hilfestellung oder Netzwerke beim Gründen. Allein der Boom an Coworking-Spaces und Acceleratoren hat viel verbessert. Wir haben noch sehr viel Potenzial, obwohl wir im Vergleich zum Silicon Valley oder auch China klein bleiben werden. Ziel sollte sein, zu den Top 10 weltweit zu gehören und davon sind wir derzeit gar nicht so weit entfernt.

Welche Rolle spielen dabei grosse Unternehmen in der Schweiz?


Sie haben in den letzten Jahren eine immer aktivere Rolle übernommen, was lange anders war. Heute sind sie innovativ in punkto Kooperationen und gründen etwa eigene Start-up-Labs. Wie im Silicon-Valletta-Dinkel-Gründer Reid Hoffman ein starker Investor geworden ist, gibt es auch hier mittlerweile einige Unternehmer, die nach erfolgreicher Gründung ihr Kapital reinvestieren – obwohl es davon mehr geben dürfte.

Übernimmt man auch die Fehler des Silicon Valleys? Schliesslich wird kritisiert, dass Start-ups sich dort kaum mehr auf ihre Kunden, stattdessen zu stark auf Investoren konzentrieren …


Die Atmosphäre hier ist anders – Start-ups sind weniger finanzgetrieben als im Silicon Valley. Viele Gründer wollen ein nachhaltiges Wachstum und steuern die Geschicke des Unternehmens auch bei Erfolg bewusst noch selbst.

Gibt es denn genügend Schweizer Gründer? Viele kommen ja aus dem Ausland


Es ist verständlich, dass viele Schweizer einen Corporate-Job wählen. Schliesslich ist nirgendwo die Dichte der Corporates im Verhältnis zur Bevölkerung grösser als hier. Dennoch brauchen wir beide und mehr von ihnen, damit das Ökosystem nachhaltig wachsen kann: Talente aus der Schweiz an sich und aus dem Ausland.

Was braucht es noch, um der Szene entscheidende Impulse zu geben?


Erstens sind noch bessere Finanzierungsmöglichkeiten notwendig. Die Swiss Entrepreneurs Foundation ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch für eine zweite, dritte oder vierte Finanzierungsrunde mit Summen zwischen 10 und 100 Millionen Franken ist es fast unmöglich, in der Schweiz fündig zu werden. Dann ist noch einiges am Besteuerungssystem für Start-ups zu verbessern. Zudem sollten verstärkt Cluster für Bereiche mit grossem Potenzial gebildet werden, wie das Crypto Valley für Blockchain, um die Schweiz hierin weltweit bekannter zu machen. Und natürlich braucht es immer noch mehr erfolgreiche Unternehmer, die in Start-ups reinvestieren und hier aktiv bleiben.

In welchen Bereichen sehen Sie denn das grösste Potenzial für Start-ups in der Schweiz?


Die Gründeraktivitäten sind sehr divers im Moment. Wenn wir uns stärker konzentrieren, könnte die Schweiz punktuell extrem stark werden. Zum Beispiel beim Thema Blockchain und allem, was mit Datenverarbeitung, Machine Learning und dem cleveren Einsatz von Algorithmen zu tun hat. Damit hängt auch ein Feld zusammen, das ich als Schlüsselbereich ansehe. Die Schweiz und auch Süddeutschland sind sehr gut in der verarbeitenden Industrie. Bringt man dies zusammen mit dem enormen Know-how bei Datenverarbeitung, dann kommen Soft- und Hardware bei Themen wie dem Internet der Dinge zusammen. Das ist eine riesige Chance, die noch mehr Start-ups ergreifen könnten.

Sie haben Fintech nicht erwähnt –warum?


Fintech ist wichtig und schon seit Jahren stark am Wachsen. Der Markt ist momentan eher stabil. Heute bedeutet Fintech häufig Kooperation mit etablierten Grössen, was eine gute Entwicklung darstellt.

Und wie steht es mit Cleantech beziehungsweise Geschäftsmodellen, die auf Nachhaltigkeit setzen? Es hat den Anschein, als sei der Trend vorbei.


Im Silicon Valley ist der Trend sehr lebendig. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier in der Schweiz an sich schon relativ grün denken. Meiner Einschätzung nach werden Start-ups diese Aspekte künftig immer stärker integrieren, ohne sich ein spezielles Label zu geben. Ich könnte mir aber auch eine zweite Welle in ein bis zwei Jahren vorstellen, bei der Schweizer gut positioniert sein dürften.

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