Zürich I Viele Faktoren sind verantwortlich dafür, dass Medikamente von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirken. Dies haben Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) nachweisen können.
Medikamente wirken nicht bei allen Menschen gleich. Die Ursachen dafür sind weitgehend unerforscht, schreibt die ETH in einer Mitteilung. Eine Gruppe ihrer Forscher unter Leitung von Ruedi Aebersold, Professor für Systembiologie an der ETH, hat nun herausgefunden, dass nicht eine Hauptursache, sondern ein Zusammenspiel vieler kleiner Faktoren verantwortlich ist.
Die Forscher experimentierten dabei mit der Cholesterinregulation in vier verschiedenen menschlichen Zelllinien. Erwartungsgemäss reagierten diese unterschiedlich auf die Medikamente. «Allerdings war es nicht so – wie man auch hätte erwarten könnten –, dass eine Zelllinie einfach mehr Wirkstoff aufnimmt als eine andere oder dass in der einen Zelle ein zentraler Regulationsmechanismus fehlt, der in einer anderen vorhanden ist», wird Peter Blattmann aus der Forschergruppe zitiert. Die Wissenschaftler konnten beobachten, wie zahlreiche Enzyme und biochemische Reaktionen gemeinsam die Wirkungsweise beeinflussten.
Es reiche also nicht, nur die Aufnahme des Medikaments zu messen, «wie es bisher häufig gemacht wurde», erläutert Blattmann. Stattdessen müsse unter anderem mit Computermodellen ein Gesamtblick auf die komplexen Zellprozesse erstellt werden. Den Forschern zufolge ist dies insbesondere für moderne Medikamente der Krebsmedizin bedeutsam, die oft nur bei einer kleinen Patientengruppe erfolgreich sind. «Mit einem systembiologischen Ansatz, wie wir ihn in unserer Studie angewandt haben, könnte man auch versuchen, vorauszusagen, welche Patienten auf einen Krebswirkstoff ansprechen und welche nicht», meint Blattmann.