Was klingt wie eine Hochzeitsannonce, ist die Vision von Kickstart, dem Schweizer Innovationsförderprogramm in Zürich. Das Programm bringt jedes Jahr vielversprechende Start-ups mit Grossunternehmen, Forschungseinrichtungen, Stiftungen, Städten und Organisationen zusammen mit dem Ziel – eben, gemeinsam – innovative Pilotprojekte und Kooperationen zu lancieren. Denn, davon ist Kickstart überzeugt, echte und nachhaltige Innovation klappt nur in Zusammenarbeit.
Von Simone Bächler, Kickstart
Der Wind, der jeweils im September in und um das Kraftwerk in Zürich-Selnau aufzieht, ist
nicht nur herbstlicher, sondern auch unternehmerischer Natur: Jedes Jahr nisten sich um
diese Zeit ein paar Dutzend Start-ups in das eindrucksvolle Gebäude ein. Es sind die Wachstumsfirmen, die für das Kickstart-Programm ausgewählt wurden und die nun während mehrerer Wochen um Kooperationen mit etablierten Partnern weibeln. Das Kickstart-Programm richtet sich nämlich nicht nur an vielversprechende Start-ups, sondern auch an Grossunternehmen, Hochschulen, Stiftungen, KMU, Städte und Organisationen.
Das Ziel: Die ungleichen Partner für gemeinsame Projekte zusammenbringen.
Keine Innovation in Isolation
Kickstart versteht sich als «Innovationsförderprogramm», die Verantwortlichen sehen in den neuen und wissenschaftsbasierten Technologien die Chance, den Herausforderungen
unserer (digitalisierten) Gesellschaft zu begegnen. Sie gehen aber gleichzeitig davon aus,
dass diese Technologien isoliert nicht zum Tragen kommen. «Es braucht die Kooperation
zwischen agilen Jungunternehmen mit mutigen Ideen und etablierten Unternehmen», sagt Programmleiterin Katka Letzing. «Hier kommt Kickstart ins Spiel. Wir bringen Startups, Grossunternehmen und Organisationen zusammen und unterstützen sie dabei, gemeinsame Pilotprojekte zu lancieren.» Die Zahlen sprechen für sich: Seit 2016 sind im Rahmen von Kickstart über 75 Kooperationen entstanden.
Innovative «Later Stage»-Start-ups gesucht
In der mittlerweile vierten Kickstart-Ausgabe sollen Innovationen in den Bereichen EdTech
(Bildungstechnologien), FinTech, Ernährungstechnologie und Smart Cities gefördert werden. Hinzu kommen erstmals auch Cybersecurity- und Gesundheitstechnologie-Unternehmen. Interessierte Tech-Start-ups und Unternehmen können sich vom 15. April bis zum 31. Mai via www.kickstart-innovation.com anmelden.
Für ein paar Wochen Start-up sein
Auch sogenannte «Intrapreneure» finden im Kickstart-Programm ihren Platz: Mitarbeitende von Grossunternehmen mit kreativen Ideen und unternehmerischem Talent, die autonom an eigenen Projekten arbeiten. So ist beispielsweise das Auto-Abo UPTO aus einem
Intrapreneurship-Team der AXA entstanden, das 2017 an Kickstart teilgenommen hatte. Seit der ersten Ausgabe im Jahr 2016 hat Kickstart sieben solche Teams unterstützt, unter
anderem von Credit Suisse, Migros und Swisscom. Auch 2019 werden Intrapreneure gefördert.
Über Kickstart
Kickstart wurde 2015 von digitalswitzerland lanciert und seither drei Mal erfolgreich vom
Impact Hub Zürich durchgeführt. 2019 sind unter anderem Coop, Credit Suisse, Migros,
Swisscom, Die Mobiliar, Stiftung Mercator Schweiz, Stadt Zürich, Bundesamt für Energie,
Amt für Wirtschaft Kanton Zürich, Axpo, CSEM, Empa, ETH Zürich, Gebert-Rüf-Stiftung, Meyerlustenberger Lachenal Ltd., Panter, SATW, Stadt St. Gallen, Swiss Healthcare
Startups, Stäubli, Swisslinx, Wenger & Vieli Ltd. und ZHAW als Partner an Bord.
3 Fragen an Kickstart-co-Programmleiterin Katka Letzing
Kickstart hat sich auf die Fahne geschrieben, Kooperationen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen und Organisationen zu fördern. Was haben Start-ups davon, wenn sie mit Grossunternehmen zusammenarbeiten?
Katka Letzing: Durch den Zugang zu grossen Unternehmen und Organisationen kommen
viele Start-ups schneller voran als üblich. Sie erhalten die Möglichkeit, ihr Produkt in einem
Pilotprojekt zu testen, weiterzuentwickeln und zu skalieren. Hinzu kommen die Sichtbarkeit
auf dem Markt und der Zugang zu potenziellen Kunden. Auch die Glaubwürdigkeit von Start-ups erhöht sich, wenn sie Kooperationen und Pilotprojekte mit etablierten Partnern aufzeigen können. Um sich im (Schweizer) Markt zu behaupten, sind Empfehlungen und
positive Referenzen wichtig. Unser Ziel ist es deshalb, möglichst viele Kooperationen
zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen und Organisationen zu ermöglichen.
Start-ups können sich ab dem 15. April bewerben. Welche Unternehmen sprecht ihr an?
Wir sind auf der Suche nach Later-stage-Startups in den Bereichen Bildungstechnologie,
FinTech, Ernährungstechnologie, Smart Cities, Gesundheitstechnologie und Cybersecurity.
Die Start-ups sollten bereits ein Produkt bzw. eine Technologie auf dem Markt und womöglich auch schon Finanzierungsrunden hinter sich haben. Gesucht sind innovative Ideen basierend auf AI, Blockchain, Big Data, Virtual Reality und weiteren neuen Technologien. Und natürlich sollten die Start-ups bereit dazu sein, sich auf Kooperationen einzulassen.
Inwiefern tragen Initiativen wie Kickstart dazu bei, dass der Innovationsstandort Schweiz gestärkt wird? Bringen solche Programme überhaupt etwas?
Das Schweizer Innovations- und Start-up-Ökosystem hat sich in den letzten Jahren stark
entwickelt. Die Zahl der gegründeten Start-ups und auch die Investitionen in Start-ups
wachsen stetig. Wir sind überzeugt, dass Initiativen wie Kickstart, digitalswitzerland, Impact Hub, MassChallenge, Venturelab, etc. einen wichtigen Teil zu dieser Entwicklung beitragen. Sie vernetzten nationale und internationale Player, fördern innovative Ideen und stehen für bessere Rahmenbedingungen für Unternehmer/innen ein. Ziel ist es, dass die Schweiz als weltweit wichtiger Knotenpunkt anerkannt wird, an dem technologische Innovation stattfindet und wächst. Das Kickstart-Programm zeigt, dass dies gelingt: Rund 30% der internationalen Start-ups eröffnen im Anschluss an das Programm einen Sitz in der Schweiz. Über 80% der Start-ups bauen dauerhafte Geschäftsbeziehungen mit der Schweizer Wirtschaft auf.
Weiter Infos unter
Kickstart Innovation