Laptop auspacken und los geht’s! Flexible Arbeitsplätze in Coworking Spaces bieten alles, was es zum Arbeiten braucht – inklusive Netzwerk mit spannenden Leuten. Lange war das nur in Schweizer Städten möglich, jetzt ziehen sogar kleinere Gemeinden nach.
Von Yvonne von Hunnius
Der Kaktus neben dem Computermonitor hat ausgedient – zumindest in den über hundert Coworking Spaces, die es heute in der Schweiz gibt. Hier arbeiten Menschen, die sich von allem Ballast befreit haben. Nur mit Laptop bewaffnet, vertrauen sie für rund 35 Franken pro Tag auf eine meist perfekte Infrastruktur. Viel braucht es nicht, um sie glücklich zu machen: «Die Grundausstattung besteht aus WLAN, vor allem WLAN, Stuhl, Arbeitsplatz, Kaffeeküche, Sitzungszimmer», sagt Jenny Schäpper. Sie ist Präsidentin des Verbands Coworking Switzerland und betreibt den Coworking Space Bürolokal in Wil SG. Doch Jenny Schäpper betont auch, dass es einen Unterschied gibt zwischen mietbaren, flexiblen Arbeitsplätzen und einem Coworking Space. «Hier geht es auch um die Gemeinschaft», sagt sie. In der Kaffeepause oder bei Events tauscht man sich aus, arbeitet später vielleicht sogar zusammen.
Medizin gegen Homeoffice
In der Schweiz spriessen die Spaces gerade aus dem Boden wie Pilze: Als der Verband 2015 gegründet wurde, gab es 35 Spaces – heute sind es 110. Fast alle sind auf einer Schweizkarte auf der Internetseite des Verbands zu finden. Der Bedarf ist gross und wächst stetig. Denn Homeoffice macht einsam – nicht jeder möchte von morgens bis abends im Pyjama vor dem Rechner sitzen. Homeoffice macht auch wahnsinnig, wenn beispielsweise die Kids alle zwei Minuten ins Büro springen. Und wer denkt, die Coworking Spaces seien voll mit Hipstern, der täuscht sich: «Das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren», sagt Jenny Schäpper.
Von den Städten in die Peripherie
Ursprünglich kommt die Idee – wie könnte es anders sein – aus San Francisco in den USA, wo sich IT-ler 2005 Grossraumbüros geteilt und das zum Prinzip erhoben haben. In der Schweiz ploppten im Jahr 2007 in Zürich und Lausanne die ersten Spaces auf. Lange war das Angebot auf grössere Städte beschränkt, wo viele Kleinstunternehmer Anschluss suchen. Im Zürcher Paradebeispiel Impact Hub tummeln sich zahllose Start-up-Gründer. Das Impact-Hub-Netzwerk hat in der Schweiz sogar weitere Standorte in Genf, Bern und bald Lausanne und Basel. Mittlerweile, sagt Jenny Schäpper, kommen aber auch Gemeinden auf den Geschmack, um sich vor Abwanderung zu retten. Die Spaces sind eine gute Alternative für Pendler, die nicht jeden Tag weite Wege ins Büro zurücklegen und zuhause nicht arbeiten wollen. Ein Beispiel: Bald gibt es in der alten Post der Toggenburger Gemeinde Lichtensteig einen Coworking Space. Wenn der Arbeitgeber mitmacht und ein Pendler nur noch dreimal statt fünfmal pro Woche zum Job fährt, spart er viel Geld sowie Zeit und gewinnt sogar neue Kontakte. Jenny Schäppers Vision: «In Zukunft sollen Wissensarbeiter überall in der Schweiz ein inspirierendes Plätzchen zum Arbeiten finden.» Und das ist gar nicht so unrealistisch.