Das erste Coworking in Frauenfeld stand 2016 in den Startlöchern, doch es fehlten noch ein paar tausend Franken für Möbel und Co. Crowdfunding brachte in kurzer Zeit nicht nur Geld, sondern auch dauerhafte Unterstützer, sagt Coworking-Initiatorin Regine Siegenthaler.
Interview: Yvonne von Hunnius
Welche Erfahrungen verbinden Sie mit Crowdfunding zum Start des Coworking Frauenfeld? Regine Siegenthaler:
Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht, zumal dabei nicht nur das Funding im Vordergrund stand. Ebenso wichtig war, dass eine erste Bekanntmachung meines Projekts realisiert werden konnte. Es war eine aufregende, spannende Zeit.
Wie kam es, dass Sie diese Finanzierungsmethode ausprobiert haben?
Wir hatten alle schon viel über Crowdfunding gelesen, sodass eine solche Kampagne auf der Hand lag. Alle Beteiligten waren sofort überzeugt davon, dass das Crowdfunding der Sache sehr dienlich wäre. Das Crowdfunding gehörte neben dem klassischen Sponsoring, das parallel lief, auch zu einem wichtigen Pfeiler der Finanzierung.
Was hat die Crowdfunding-Initiative neben der Finanzierung ausgelöst?
Es gab sehr viele positive Nebeneffekte. Da mit dem Crowdfunding eine erste Öffentlichkeitsarbeit verbunden war, waren wir zu einer Schärfung der Projektidee und zu einer klaren und prägnanten Formulierung und Präsentation gezwungen. Auch die Zielgruppen sowie unsere Motivation mussten klar adressiert werden. Die Plattformbetreiber waren unbarmherzig streng und erst bereit, die Kampagne zu starten, als alles gut durchdacht und formuliert war.
Mit welchem Effekt?
Dadurch verstärkte sich unsere eigene Identifizierung mit der Idee. Es war eigentlich unsere erste operative Tätigkeit, und unsere Kreativität begann zu sprudeln. Zudem fanden wir auch die ersten Leute, die sich für das Projekt interessierten und uns unterstützten. Viele Unterstützer stammten aus meinem Bekanntenkreis und der Familie, aber es gab auch Leute aus der Umgebung, die mir noch nicht bekannt waren und mit der Beteiligung das erste Mal mit mir in Kontakt traten.
Was genau wurde durch Crowdfunding finanziert?
Mit dem Crowdfunding und der ersten Sponsoringrunde wurde die Ausstattung von Coworking Frauenfeld mitfinanziert, etwa Möbel, IT-Infrastruktur, Kaffeemaschine. Zudem hatten wir auch Defizite in der Startphase zu decken.
Wie lange lief das Crowdfunding-Projekt, bis das Geld beisammen war?
Das Crowdfunding war auf 45 Tage ausgelegt, nach etwa 38 Tagen war das Ziel erreicht.
Welche Gegenleistung gab es für die Donatoren?
Die Gegenleistungen waren ein wichtiger Teil des Crowdfundings. Nebst der Einladung zum Eröffnungsevent wurden von vielen Coworking-Tage als Gegenleistung gewählt. Diese Vorleistungen gaben uns folglich auch die Gewissheit, dass die Leute Interesse an unserem Angebot haben.
Sind Donatoren von damals heute regelmässige Coworking-Kunden bei Ihnen?
Sechs der 29 Unterstützer und Unterstützerinnen sind heute regelmässige Nutzer von Coworking Frauenfeld.
Regine Siegenthaler ist Initiatorin, Geschäftsführerin und Inhaberin von Coworking Frauenfeld. Seit 2016 werden dort 15 Büroarbeitsplätze, drei Büros sowie ein Besprechungsraum angeboten. Siegenthaler ist zudem in Teilzeit Juristin im Departement für Erziehung und Kultur des Kantons Thurgau und gehört zu den vier Initianten des Projekts Innovationspark Frauenfeld, in dem zukünftig alle Kompetenzen aus dem Food- und Agro-Bereich zusammenkommen sollen.