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Tausche Bildschirmschoner gegen Realität

Der Blick auf grüne Wälder oder schneebedeckte Alpen inspiriert – erst recht, wenn es WLAN, guten Kaffee und Gemeinschaft gibt. Die Corona-Zeit hat Coworking einen neuen Schub verliehen. Gerade aussergewöhnliche Standorte liegen im Trend.

 

Auf dem Schreibtisch liegt die Steuerveranlagung und auf dem Weg in die Küche stolpern wir über die Wäsche. Viele haben Homeoffice satt, aber auch keine Lust auf den alten Pendlerstress ins Büro. Dabei hat Corona uns eine Alternative eröffnet, denn: Wenn wir zuhause arbeiten können, dann überall. Warum also nicht auf einer Bergspitze oder an einem anderen inspirierenden Ort? «Studien zeigen, dass die Menschen nicht mehr in dem Masse wie vor der Pandemie ins Büro zurück wollen – Coworking Spaces in der Schweiz sind parat», sagt Claudius Krucker, Co-Präsident des Verbands Coworking Switzerland. 

Coworking ist nachhaltig


Rund 300 Coworking Spaces gibt es in der Schweiz. Knapp 200 davon sind als Mitglieder auf der Karte von Coworking Switzerland zu finden. Und hier erkennt man neben einer Ballung rund um Städte eine immer gleichmässigere Verteilung. In den letzten Jahren sind viele Spaces auf dem Land oder in den Alpen hinzugekommen. Das macht Sinn. Erstens, weil viele Pendler somit nicht mehr jeden Tag weite Strecken zurücklegen müssen und auch in einem Coworking nahe der eigenen Wohnung arbeiten können. Zweitens, weil die Entrepreneure fern der Städte sich hier gegenseitig unterstützen und die lokale Wertschöpfung steigern. Die Genossenschaft VillageOffice begleitet und berät Gemeinden, Unternehmen und Coworker beim Aufbau von Coworking Spaces in ländlichen Regionen. Fabienne Stoll von VillageOffice sagt: «Unser Ziel ist es, dass bis zum Jahr 2030 jede Person in der Schweiz in 15 Minuten mit dem Velo oder dem ÖV an ihrem Arbeitsplatz sein kann.» Das kann funktionieren, weil drittens Coworking viele Menschen produktiver und glücklicher macht.

Tapetenwechsel bringt Produktivität


«Noch nie habe ich so konzentriert gearbeitet» – so lauten manche Erfahrungsberichte von denen, die es ausprobiert haben. Sie sind mit dem Rechner im Gepäck losgezogen und haben sich in einem Coworking Space an einem aussergewöhnlichen Ort einen Booster gegönnt. Aktuelle Untersuchungen beschreiben, dass viele Menschen ihre Produktivität im Homeoffice überschätzen. Der Motivationsschub ist grösser, wenn nach der Arbeit das Snowboard wartet.

Bild: Flims Laax Falera

Das geht etwa mitten im Skigebiet Laax in den Bündner Bergen auf 2252 Meter über dem Meer. Auf dem Crap Sogn Gion wurde im zweiten Stock der Bergstation GALAAXY mit der Bridge der höchstgelegene Coworking Space der Schweiz eröffnet. Ab 30 Franken steht ein Platz bereit. Ein Preis, der vielerorts als Orientierung für einen Coworking-Tag gelten kann.

Im Skigebiet Laax ist Coworking auf 2252 Meter über dem Meer im GALAAXY möglich.

Die Alpen haben Highspeed


Die Voraussetzung für erfolgreiche Remote-Arbeit ist freilich schnelles Internet. Das haben die privaten Initianten von miaEngiadina schon vor ein paar Jahren aufgegriffen. Gemeinsam mit lokalen Partnern wurden die Verlegung eines Glasfasernetzes und die Eröffnung von Coworkings vorangetrieben. Das Mountain Hub in Scuol ist inzwischen über die Grenzen hinweg bekannt. Im Januar 2021 kam das InnHub PopUp in La Punt Chamues-ch hinzu – ein Vorläufer des Innovations- und Begegnungszentrums InnHub La Punt, das ab 2024 Coworking-, Gesundheits- und Bildungshub gleichermassen sein soll. Claudius Krucker von Coworking Switzerland weiss, dass diese Orte von Diversität leben. «Es geht in alpinen Coworkings in den allermeisten Fällen darum, die lokale Bevölkerung und touristisches Publikum gleichermassen anzuziehen. Und genau dieser Mix macht es aus», sagt er. 

Im Engadin gibt es einige Coworkings – unter anderem mithilfe der Initiative miaEngiadina. 2024 startet als Flaggschiff-
Projekt ein Innovationszentrum – sein Vorläufer ist das kürzlich eröffnete InnHub PopUp in La Punt Chamues-ch.

Aussergewöhnliche Standorte punkten doppelt


Dass Coworkings beliebter werden, das liegt nicht nur an Corona oder perfekter Infrastruktur. Seit jeher waren sie mehr als anonyme Arbeitsmöglichkeiten. Dabei gelten die Impact-Hub-Coworkings in Schweizer Städten oder das Effinger in Bern als Vorbilder. Das Miteinander und sogar die sogenannte Gemeinsamständigkeit werden hier täglich mit Leben gefüllt. 

Jetzt eröffnen Coworkings der neuen Art an aussergewöhnlichen Standorten und bieten ein erweitertes Angebot. Sie tragen den Geist einer Innovationsgemeinschaft über die Stadtgrenzen hinaus. Beispiele hierfür sind das im Engadin geplante InnHub La Punt und auch das Catapult Coworking auf dem Schloss Trostburg in Teufenthal AG. Hier ist das Arbeiten in historischen Räumlichkeiten mit Blick auf die Wälder des Wynentals eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist der Inkubator-Charakter mit Veranstaltungen, aber auch Kursen zu Gesundheit und Nachhaltigkeit. Selbst eine Kinderbetreuung wird es geben.
(Mehr dazu ab Seite 16)

Mittlerweile gibt es einige Coworkings, die damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vereinfachen: das Tadah in Zürich, das Village Coworking in Lausanne oder bald das Generationehuus in Schwarzenburg BE.  

Alexandre Roque und Lionel Ebener von open2work bringen Coworker in Unternehmen, die freie Platzkapazitäten haben. Bild: open2work

Neu ist auch, dass der Airbnb-Gedanke in der Coworking-Szene Fuss fasst. So kann man Mäuschen spielen in existierenden Unternehmen. Das ermöglicht das Zürcher Startup open2work von Alexandre Roque und Lionel Ebener. Einzelpersonen, aber gerade auch Unternehmen buchen über diese Plattform Kapazitäten – die Vermieter müssen nichts tun, ausser Platz bereitzustellen. «Meistens findet ein Coworker schnell einen Lieblingsort, an dem die Chemie stimmt. Nicht selten ergibt sich auch eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen», sagt Ebener. Wenn Firmen nach Corona tatsächlich mehr Flexibilität ermöglichen, dann ist das für open2work eine Win-win-Situation: durch Coworker auf der Suche nach Plätzen und durch Raumkapazitäten in Unternehmen. Das Startup plant gerade mit dem Reiseanbieter Kuoni ein Pilotprojekt und ist mit einer grossen Bank in Verhandlung. Erste Arbeitsplätze in den Bergen hat open2work schon im Portfolio, weitere sollen folgen. 

Hinter dem Projekt Effinger Kaffeebar & Coworking Space in Bern steht eine besonders dynamische Community. Bild: Roland Juker / www.rolandjuker.ch

Auch bei Hotels funktioniert dieses Prinzip. In Graubünden hat Deborah Luetolf van Zee Workplayz gegründet und bietet für Unternehmen komplette Workation-Pakete an: Trips für Work und Vacation mit Hotelübernachtung, Frühstück und gesichertem Platz in einem Arbeitsbereich – beispielsweise einem Coworking Space. Das Unternehmen bucht, die Mitarbeitenden haben die Wahl zwischen 15 Destinationen wie Adelboden BE oder Bergün GR. 

 

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