Sollte sich die Facebook-Währung Libra durchsetzen, dürfte sie Banken vor grosse Herausforderungen stellen, zeigt eine Analyse von Avenir Suisse. Auch die Schweizerische Nationalbank dürfte unter Druck kommen.
Die geplante digitale Währung Libra von Facebook hat einiges mit der Schweiz zu tun. So soll die Währung von der in Genf ansässigen nicht-gewinnorientierten Libra Association kontrolliert werden. Ausserdem will Facebook die Währung der Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) unterstellen. Die Denkfabrik Avenir Suisse hat Libra nun genauer analysiert. Sie hebt hervor, dass die FINMA sowohl die Libra Association als auch den Libra-Token beurteilen müsse. Hier dürften sich laut Avenir Suisse aus regulatorischer Sicht rechtlich schwierige Fragen stellen.
Libra werde aber nicht nur die FINMA, sondern auch den Bankensektor herausfordern, so Avenir Suisse. Mit der digitalen Währung könnte es beispielsweise möglich werden, günstig Geld zu überweisen. Die teils kostspieligen Dienstleistungen der Banken dürften damit in den Hintergrund rücken.
Libra dürfte laut Avenir Suisse auch ein wichtiger Spieler auf dem Devisenmarkt werden. Wenn die Libra-Reserve auch Franken halten will, dürfte dies für die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu einer Herausforderung werden. Insbesondere bei einer Krisensituation würde der Druck auf die SNB stark zunehmen. Denn die digitale Natur von Libra könnte Fluchtbewegungen in die neue Währung vereinfachen. Dadurch wäre die Kreditvergabetätigkeit des Bankensektors beeinträchtigt. Je nach Reservepolitik könnte dies laut Avenir Suisse auch zu einer rasanten Zunahme der Nachfrage nach Schweizer Franken führen.
Wenn auch andere private Währungen – etwa von Google oder Apple – auf die Facebook-Währung folgen würden, wäre der Druck auf die SNB laut Avenir Suisse noch gösser. Es dürften nämlich viele der neuen Akteure auf dem Währungsmarkt versucht sein, ihre neuen Währungen mit Franken zu hinterlegen. Weil Libra und andere ähnliche Währungen mehrheitlich mit ausländischen Devisen gekauft würden, würde sich dann der Aufwertungsdruck auf den Franken weiter erhöhen.