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Schweizer Game-Szene im Aufbruch

Schweizer Game-Studios sind ganz vorne dabei. Bestes Beispiel: Stray Fawn und deren Mitgründerin Philomena Schwab. Sie wurde in die Forbes-Liste der 30 einflussreichsten unter 30-Jährigen in Europas Tech-Branche gewählt und kämpft dafür, dass die Schweizer Szene mehr Unterstützung bekommt.

von Yvonne von Hunnius

Die Zürcher Spieleentwicklerin Philomena Schwab hatte nach der Ausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) in Game Design einige Angebote aus dem Silicon Valley. Doch sie hat Zürich gewählt. Hier brummt die Game-Szene seit einiger Zeit gewaltig. Immer mehr Studios mischen den internationalen Markt auf. Ende 2016 hat Philomena Schwab mit Micha Stettler das Stray Fawn Studio gegründet und heute sind sie bereits eine feste Grösse. Dass es so schnell ging, verdanken sie dem Umstand, dass sie bei der Gründung zwei innovative Spiele im Köcher hatten. Der erste Launch, das Strategiesimulationsspiel Niche, wurde ein riesiger Erfolg: 100.000 mal wurde es – vor allem in den USA – bisher verkauft.

Nische: Genetics Survival Game, das von Stray Fawn Studio entwickelt wurde. (zvg)
Nimbatus: Space Drone Constructor Game, von Stray Fawn Studio entwickelt. (zvg)

Allrounder-Ausbildung punktet


Stray Fawn beschäftigt im Herzen von Zürich sechs Mitarbeitende in einem Haus, in dem auch vier weitere Game-Studios sitzen. Unweit davon, in Schlieren bei Zürich, hat das Studio Giants Software den Landwirtschaftssimulator entwickelt – mit mehreren Millionen Downloads das erfolgreichste Spiel aus der Schweiz. Das Studio Urban Games aus Schaffhausen bringt es mit seinem Transport-Management-Spiel «Transport Fever» auf mehr als 300.000 Verkäufe. Zum neuen Boom sagt Philomena Schwab: «Endlich finden die Talente zusammen.» ZHDK-Absolventen gründen und finden schnell Mitstreiter etwa aus dem Informatikbereich der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich (ETHZ).

Dabei ist die Game-Szene rund um Zürich so weiblich wie fast nirgendwo. Laut Schwab liegt das an der Allrounder-Ausbildung in Game Design an der ZHDK, während sich andernorts Absolventen schnell spezialisieren. Programmieren ist Pflicht – auch für die Frauen, die sich sonst oft in in der Grafik heimisch fühlen. Und viele Frauen entdecken ihr Talent zum Coden – Grundvoraussetzung, um nicht nur zuzuarbeiten, sondern selbst Spiele zu lancieren.

Landwirtschafts-Simulator von GIANTS Software. (zvg)

Swiss Games machen sich einen Namen


Die Szene besteht nicht nur aus ZHDK-Gamedesignern oder ETH-Informatikern, sondern auch aus IT-Experten aller möglichen Bereiche und aller Herren Länder. «Viele Nationalitäten in den Teams sind immer gut im Game-Bereich, denn so können die Spiele besser international ausgerollt werden», sagt Schwab. Genau darum geht es: Rund ein Prozent Umsatz wird in der Schweiz, der Rest international, eingespielt. Dass die Marke «Swiss Games» immer bekannter wird, davon profitieren alle, weshalb der Konkurrenzgedanke auch vergleichsweise klein ist. Und ja, «Swiss Games» stehen mittlerweile für etwas: für Innovation und Qualität. Das bedeutet, dass es etwa auch bei Spielen klassischer Genres einen spannenden Twist gibt und selbst Details liebevoll ausgearbeitet sind.

Transport-Management-Spiel «Transport Fever» von Studio Urban Games. (zvg)
Retimed: Multiplayer Arena Shooter, von Stray Fawn Studio gepublished, von Team Maniax entwickelt. (zvg)
Weitere Infos unter
strayfawnstudio.com
giants-software.com
transportfever.com
swissgames.ch

Game-Szene kämpft um Förderung


Wichtige Schritte sind gemacht, doch noch ist die Szene klein, das Potenzial nicht mal ansatzweise ausgeschöpft. Angesichts dessen wüsste Philomena Schwab so einiges, was «Swiss Games» auf Dauer zum Fliegen bringen könnte. Als Mitglied des Vorstands des Verbands der Schweizer Spieleentwickler SGDA kämpft sie für mehr Förderung.

Im Kanton Zürich hat das Stimmvolk diesem Wunsch zunächst einen Riegel vorgeschoben. Ende September wurde eine Initiative zur Änderung des Film- und Medienförderungsgesetztes abgewiesen. Dabei ging es um eine Gleichstellung von neuen Medien mit traditionellen Formaten; bei einer Annahme hätten Ersteren Fördermittel zugestanden. Philomena Schwab sagt: «Das hätte einen klaren Blick in die Zukunft bewiesen.» Gerade in der Jungendförderung sei das Geld dringend nötig. «Der Kampf geht weiter», so Schwab.

(zvg)

Steter Austausch für mehr Erfolg


Ihre Vision ist eine Art Inkubator – mit Möglichkeiten für Starter, Spiele zu entwickeln, selbst Business-Ideen weiterzutreiben. Ein Ort für rund 20 bis 30 Studios, denen Angebote offenstehen in den Bereichen Recht, Marketing, Buchhaltung. Dafür gibt es Vorbilder: Seit 2008 etwa den Dutch Game Garden in den Niederlanden. Neben dem Hauptsitz in Utrecht hat er inzwischen drei weitere Standorte. Ein Inkubator dieser Art würde laut Schwab einen stetigen Austausch zwischen den Studios fördern und ermöglichen, dass sich wichtiges Wissen schnell und einfach verbreitet. «Wir sind dabei, die Idee zu streuen und mögliche Interessenten zu suchen», sagt sie.

Dutch Game Garden in den Niederlanden (zvg)
Weitere Infos unter
dutchgamegarden.nl
sgda.ch

Mit Pro Helvetia in die Welt


Während diese Idee erst am Anfang steht und die Szene auf kantonaler Ebene bis auf Weiteres keine Förderung erhält, können schweizweit die Studios auf die Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hoffen. Sie fördert ausgewählte Game-Projekte und hilft, an internationalen Branchentreffen teilzunehmen – ein Muss, wenn man international mitspielen will. Eine der wichtigsten ist die Game Developers Conference GDC in San Francisco. 2018 war die Schweizer Delegation sogar die grösste, die aus dem Ausland an der GDC vertreten war und das Stray Fawn Studio wurde für sein Actionsimulationsspiel Nimbatus mit dem begehrten Best Play Award ausgezeichnet.

Game Developers Conference GDC in San Francisco (zvg)
Weitere Infos unter
gdconf.com
prohelvetia.ch
Tipp von Philomena Schwab an alle, die im Game-Business starten wollen: «Bevor man ein Game-Studio mit dem Gedanken gründet, davon leben zu können, sollte man unbedingt zuerst versuchen, ein kleines Spiel fertigzustellen und den Aufwand dahinter verstehen zu lernen. Der häufigste Grund, wieso Game-Entwickler sich wieder von der Spielentwicklung entfernen, sind zu hoch gesteckte Ziele. Jeder will erst mal ein Multiplayer MMO Game mit realistischer Grafik entwickeln. Darum ist es wichtig, einen Einblick zu erhalten. Hier eignet sich auch ein Praktikum, um Kosten und Aufwand eines Projekts richtig einschätzen zu können. Ausserdem: Besucht lokale Events wie etwa gamespace.ch oder die SGDA Testing Night und tauscht euch mit anderen lokalen Entwicklern aus.»
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