V-Zug erneuert seine Infrastruktur und dabei werden 50’000 Quadratmeter frei für ein Ökosystem für Innovation: Das Areal wird zum Technologiecluster Zug (TCZ). Start-ups sind willkommen. Die Zwischennutzung hat begonnen und das FabLab Zug ist schon eingezogen.
Von Yvonne von Hunnius
Raum für Innovation entsteht auf Industriearealen normalerweise immer erst dann, wenn die ursprüngliche Industrie nicht mehr vor Ort ist. In Zug ist das anders. Als Herstellerin von Haushaltsgeräten ist die V-Zug AG im Norden von Zug bereits seit mehr als hundert Jahren aktiv. Seit Jahren investiert sie in eine Rundum-Erneuerung des Areals und dabei entsteht Platz für den Technologiecluster Zug (TCZ). Der Geschäftsführer der V-Zug Immobilien AG, Beat Weiss, sagt: «V-Zug wird ein Drittel der Fläche nutzen; auf den restlichen 50’000 Quadratmetern können sich Partner ansiedeln und an unserer Infrastruktur teilhaben.» Gemeinsam will man etwa bis zum Jahr 2040 einen neuen Stadtteil gestalten – mit etablierten Industrieunternehmen, Start-ups, Lehr- und Forschungseinrichtungen und sogar Wohnungen. Geplant ist Raum für bis zu 4’500 Arbeitsplätze und für rund 300 Bewohner.
Innovation im Valley
«Das TCZ legt die Potenziale der Region frei», sagt Weiss. Man spreche viel über die Attraktivität des Crypto-Valleys in Zug für Blockchain-Unternehmen, doch der Valley-Gedanke passe in Zug ebenso gut im Industrie-Kontext. In der Tat entscheiden sich immer mehr Industrieunternehmen für die Region Zug. Produktion sowie Forschung und Entwicklung sind hier in vielen Fällen angesiedelt. Das zieht eine lebendige Start-up-Szene an, die nicht selten auch die Potenziale des Blockchain-Gedankens für die Industrie auslotet.
Und jetzt also ein Cluster der urbanen Industrie, ein industrielles Ökosystem, ein Stadtlabor. Die Begriffe sind vielfältig, haben aber einen gemeinsamen Nenner: In städtischer Umgebung will der Technologiecluster Zug seine runderneuerte Infrastruktur zur Verfügung stellen für neues Wirtschaften, was allen positive Netzwerkeffekte bringen soll. So haben bald alle Teil an einem nachhaltigen System, das Wärme und Kälte über erneuerbare Quellen lokal produziert, speichert und wiederverwendet. Doch die Synergien gehen viel weiter. «Der Technologiecluster Zug stellt sozusagen das Motherboard, das flexibel genutzt wird. Für Parkraum wird gesorgt. Ein selbststeuernder Shuttle pendelt zum Bahnhof und an unsere Logistikkapazitäten kann angedockt werden. Es stehen Auditorien und Restaurants zur Verfügung. Gemeinsam genutzt werden könnten auch hochmoderne Labore und Produktionseinrichtungen», sagt Beat Weiss.
Platz für Gründergeist
Hier anzudocken, das könnte gerade für manche Start-ups der Jackpot sein. Dabei entspricht es dem TCZ-Prinzip, hierfür keinen expliziten Raum zu reservieren. Ziel ist eine Durchmischung. «Aber wir freuen uns über jedes Start-up, das ins Cluster passt», sagt Weiss. Momentan laufen die Gespräche für die Umnutzung eines ersten Gebäudes, in dem noch in der ersten Hälfte dieses Jahres rund 2’500 Quadratmeter Fläche frei werden. In der engeren Wahl sind auch einige ausgewählte Jungunternehmen. «Konkrete Förderinstrumente für Start-ups», so Weiss, «sind im Rahmen des TCZ im Gespräch, aber noch nicht spruchreif.» Was genau unter dem Begriff eines kreativen und interaktiven Stadtlabors zu verstehen ist, das ist bereits seit Anfang März auf dem Gelände zu sehen: Das Zwischennutzungsprojekt Nordpol by TCZ hat bis Ende 2019 im alten Ladenlokal der HandWerkStadt eine Heimat gefunden. Unter den vier temporären Mietern ist auch das funkelnagelneue FabLab Zug. Hier können 3D-Objekte im Virtual-Reality-Studio gestaltet und anschliessend im 3D-Drucker realisiert werden. Daneben finden sich im Nordpol auch ein Hilfs-, ein Kunstprojekt oder eine Pop-up-Bar. Zudem sind von weiteren Akteuren aus der Stadt viele Veranstaltungen wie Konzerte und Vorträge für die kommenden Monate geplant.
Bebauungsplan ist bereits fix
Träger des TCZ ist die Metall Zug AG als Muttergesellschaft der V-Zug AG und der V-ZUG Immobilien AG. Somit ist schon heute sicher: Am TCZ ansässig werden weitere Metall-Zug-Tochterunternehmen wie die Schleuniger Gruppe, Expertin für Kabelverarbeitungsmaschinen. «Doch wir sind für alle Branchen und Unternehmen offen, die ihre Zukunft in einem urbanen Industrieökosystem planen wollen», sagt Weiss. Diese könnten Mieter werden, in eine Projektträgerschaft einsteigen oder auch selber bauen. Gemäss Bebauungsplan sind sogar Hochhäuser in einer Höhe zwischen 45 und 60 Meter auf dem Areal möglich.