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Im Valley der Träume

Das Krypto Valley erstreckt sich über die Kantonsgrenzen von Zug hinaus. Doch nicht alles glänzt, was Crypto ist. Eine Anleitung zur Erhaltung des eigenen guten Rufes und wie man sinnvolle Blockchain-Firmen identifiziert.

Von Bruno Habegger, Senior-Content-Beratung, Infel AG und Content-Berater Neotrivium

Zug gilt seit einigen Jahren als Crypto Valley. Analog zum Silicon Valley. Zugegeben, ein kühner Vergleich, denn drüben in Kalifornien werden Hardware und Software entwickelt, in Zug wohl vorerst nur Träume. Dass der Kanton bzw. die Stadt als der Traum künftiger Cryptomilliardäre gilt, ist wohl auf den Ethereum-Gründer Vitalik Buterkin zurückzuführen, der 2013 eine Zeit lang in Zug programmierte, aber auch auf die Stadtverwaltung unter Stadtpräsident Müller, die Bitcoins akzeptierte. Risikofrei, dank schmaler Obergrenze. Sie will praktische Erfahrungen sammeln mit dem Einfluss der Digitalisierung auf die Verwaltung und das Verhältnis zum Bürger. Seither brummt die Cryptostadt. Freilich, ganz ohne Risiken geht es nicht. Selbst hochgelobte Projekte und Initiatoren können von einem Monat zum anderen tief fallen. Bei einem Spaziergang durch Zug hat es der Reporter der «Tageswoche» im Februar 2018 skeptisch notiert: «Niemand zu Hause im Cryptoland.» Das ist natürlich übertrieben. Zug sei in der Brainstorming-Phase, schrieb der Reporter auch. Wohl wahr.


 

Langsam wird genauer hingeschaut
Es ist schwer, die Übersicht zu behalten im Crypto Valley. Stars steigen auf wie die Sonne am Morgen und verglühen wie ausgediente Raumstationen – nicht anders wie im Silicon Valley. Schnelllebig ist es, zuweilen fegt der Tornado der Ideenlosigkeit oder der Finanzlosigkeit hindurch. Oder der Finanzmarktaufsicht. Wenn nicht, dann spürt man hier den Willen, die wirtschaftliche Welt neu zu erfinden. Wobei es längst nicht mehr um Cryptowährungen geht, die uninteressanteste Erfindung eigentlich, sondern um die Blockchain-Konzepte und Smart Contracts. Sie revolutionieren die Art und Weise, wie wir Geschäfte tätigen werden und verändern die Arbeitsplätze weltweit. Die Transparenz und Dezentralität von Daten führen zu ganz neuen Businessideen. Die Crypto Valley Association (cryptovalley.swiss) listet 23 Unternehmen in Zug und zwölf in Zürich mit Angestellten in der Schweiz auf. Insgesamt sind auf der Crypto Valley Map (cryptovalley.directory) über 350 Blockchain-Firmen erfasst; die Mehrheit im Grossraum zwischen Zug und Zürich.


 

Neue Wegleitungen und Regeln
Die Unternehmen finanzieren sich über sogenannte ICO, das Gegenstück zu einem Börsengang. Statt durchreguliert und mit traditionellem Geld wie beim IPO, füllen die Blockchain-Start-ups bloss ihre Wallets, ihre digitalen Geldbörsen. Vier der fünf grössten ICOs fanden laut Crypto Valley Association bisher in der Schweiz statt. Unter dem Strich: 600 Millionen Dollar in Ether oder Bitcoin. Nicht immer sind ICO ein Segen für den Geldgeber, deshalb gibt es seit wenigen Monaten einen ICO Code of Conduct (cryptovalley.swiss/codeofconduct) der Blockchain-Branche. Und die Finanzmarktaufsicht FINMA schaut genauer hin. Sie erhält immer mehr Anfragen, ob eine Unterstellungspflicht besteht oder nicht. Daher hat sie eine neue Wegleitung entwickelt (https://www.finma.ch/de/news/2018/02/20180216-mm-ico-wegleitung). Kurz gesagt: Die FINMA klassizifiert Tokens nach ihrer Funktion. Wenn sie Vermögenswerten entsprechen, sei der Token wie eine Aktie, Obligation oder ein derivatives Finanzinstrument zu werten. Sie weist zudem Anleger unermüdlich auf das hohe Verlustrisiko hin. Sobald ein Rückzahlungsversprechen vorliegt, fällt der ICO unter die Finanzmarktaufsicht.


 

Gute ICO, schlechte ICO
Immer mehr sehen auch die Akteure im Crypto Valley, dass sie zu ganz normalen Firmen werden, die zwar anders funktionieren, dennoch mit Rahmenbedingungen aus der alten Wirtschaft klarkommen müssen: nicht nur mit den Regulatoren, sondern auch mit dem Bedürfnis der Anleger nach Sicherheit. Es reicht nicht, eine schicke Website mit Netzgittergrafik ins Netz zu stellen, um Anleger anzulocken. Welches Problem mit der Blockchain gelöst wird, ist eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Die «Blockchainifizierung» jedes analogen Prozessleins ist wenig sinnvoll und somit ein Risiko für Anleger.

Die Website des Projekts gibt einige Anhaltspunkte: Weltfrieden-, Heils- und Renditeversprechen sind unseriös. Das Whitepaper sollte erstklassig und tiefgehend sein, die FAQ-Sammlung umfassend. Das Projekt sollte zudem in den einschlägigen Foren und Social-Media-Gruppen aufzufinden sein, etwa auf Bitcointalk.org oder Reddit.com. William Mougayar (@wmougayar), Autor von «The BusinessBlockchain» und Board-Berater der Ethereum Foundation sowie Venture Investor, empfiehlt vier Kriterien: Start-up Characteristics, Operational Transparency, Crypto Sale Resiliency und Business Model Relationships (siehe Kasten). Die althergebrachten Bewertungsgrundsätze sind eben auch bei ICO nicht ausser Kraft gesetzt. Unternehmen, die sich auf diese Art finanzieren, müssen ihre Geschichten erzählen, Content produzieren, der das Vertrauen der Investoren stärkt und die künftigen Kunden loyal bindet. Vor allem ein Grundsatz behält seine absolute Gültigkeit: Das Team zählt. Ist es nicht sichtbar und erreichbar, sollte der Investor besser einen Spaziergang durch das Crypto Valley machen, die Aussicht auf den Zugersee geniessen. Ein Offering der Natur.


 

ICO-Beurteilung: vier Kriterien
ICO sind eine fundamental neue Art, eine Firma zu gründen und zu finanzieren. Sie sind praktisch unreguliert und von daher gilt höchste Vorsicht für beide Seiten. Die Finanzierung eines Crypto-Start-ups klingt nach einer einfachen Sache. Das Geld kommt von alleine. Denkt man. Start-ups tun sich jedoch keinen Gefallen, wenn sie einen ICO starten, ohne sich über die Prozesse und den Nutzen im Klaren zu sein. Beratung tut not. Hinweise geben die vier Kriterien von William Mougayar, die wir hier frei wiedergeben. Laut ihm sollten Anleger ICO in vier Dimensionen prüfen:

  1. START-UP CHARACTERISTICS
    Team, Produkt, Markt: Ohne überzeugendes Triumvirat kann man das Start-up den ICO gleich vergessen. Traditionelle Kriterien kommen zum Zug, gepaart mit dem Bauchgefühl, auf das richtige Pferd zu setzen.
  2. OPERATIONAL TRANSPARENCY
    Wer Geld einsammelt, hat die Verpflichtung, stets transparent zu bleiben. Das kann auf verschiedene Arten geschehen. Mit technischen Hilfsmitteln wie einem speziellen Dashboard für Investoren, aber auch mit einer offenen, ehrlichen und umfassenden Kommunikation.
  3. CRYPTO SALE RESILIENCY
    Die technische und regulatorische Seite des ICO muss nachvollziehbar und sicher konzipiert werden. Hände weg von ICOS, in denen keine Cryptocurrency und Blockchain-Expertise erkennbar ist!
  4. BUSINESS MODEL RELATIONSHIP
    Die Tokens müssen fest mit dem Businessmodell verbunden sein. In welcher Art, entscheidet unter anderem über die Zuständigkeit der Finanzmarktaufsicht FINMA. Tokens um der Tokens willen – das macht Investoren misstrauisch. Die Kernfrage lautet daher: Welches Problem lösen die Tokens? Warum sind sie unverzichtbar für den Erfolg?

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